Welcher Delegationstyp bist du?
Finde die richtige Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen
Delegation ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die erfolgreiche Unternehmer:innen und Führungskräfte beherrschen müssen. Doch Delegieren ist nicht immer einfach, besonders wenn es darum geht, das richtige Maß an Kontrolle und Entscheidungsfreiheit zu finden. Überlässt du deinen Mitarbeiter:innen zu viel Freiheit, können Fehler oder Missverständnisse passieren. Kontrollierst du zu sehr, bremst du das Potenzial deines Teams und erstickst Eigeninitiative.
Aber wie genau delegiert man richtig?
Die Antwort hängt stark davon ab, welcher Delegationstyp du bist und wie viel Entscheidungsfreiheit du bereit bist, abzugeben. Das Modell der 7 Ebenen des Delegierens, entwickelt von Jurgen Appelo, hilft Führungskräften dabei, die verschiedenen Stufen der Delegation zu verstehen und besser umzusetzen.
Die 7 Ebenen des Delegierens
1. Ankündigen (Tell)
Du triffst die Entscheidung selbst und teilst sie deinem Team mit. Auf dieser Stufe ist kein Spielraum für Diskussionen oder Eigeninitiative vorhanden.
Beispiel: „Ich habe beschlossen, dass wir die Marketingstrategie ändern und ab sofort mehr Fokus auf Social Media legen. Bitte setzt dies um.“
Diese Ebene eignet sich besonders für Situationen, in denen Entscheidungen schnell getroffen werden müssen oder das Team noch nicht genug Erfahrung hat.
2. Verkaufen (Sell)
Du triffst die Entscheidung, erklärst jedoch deinem Team die Hintergründe und versuchst, sie von deiner Entscheidung zu überzeugen. Hier holst du das Team emotional mit ins Boot, lässt aber wenig Raum für alternative Vorschläge.
Beispiel: „Ich habe entschieden, dass wir eine neue Software einführen, weil sie unsere Effizienz steigern wird. Lasst mich euch die Vorteile erläutern.“
Diese Methode ist ideal, wenn das Team noch nicht vollständig überzeugt ist und du Unterstützung für deine Entscheidung benötigst.
3. Beraten (Consult)
Du bist offen für Vorschläge deines Teams, behältst aber die endgültige Entscheidung in deiner Hand. Hier setzt du auf die Expertise deiner Mitarbeiter:innen, ohne die Kontrolle vollständig abzugeben.
Beispiel: „Ich möchte eure Meinung zur Einführung einer neuen Projektmanagement-Software hören, bevor ich eine Entscheidung treffe.“
Diese Stufe eignet sich, wenn du zwar noch die Kontrolle behalten möchtest, aber von den Perspektiven deines Teams profitieren willst.
4. Einigen (Agree)
Du triffst Entscheidungen im Konsens mit deinem Team. Beide Seiten haben Mitspracherecht, und es wird nur dann entschieden, wenn alle beteiligten Personen einverstanden sind.
Beispiel: „Lasst uns gemeinsam entscheiden, welche Marketingstrategie wir für das kommende Quartal wählen.“
Diese Ebene eignet sich besonders, wenn du eine starke Teamkultur fördern und Mitarbeitende stärker einbinden möchtest.
5. Raten (Advise)
Dein Team trifft die Entscheidung, jedoch mit dem Rat und der Beratung von dir als Führungskraft. Hier liegt die Verantwortung mehr bei den Mitarbeiter:innen, während du beratend zur Seite stehst.
Beispiel: „Ich überlasse dir die Entscheidung, welche Lösung wir für das Problem wählen. Wenn du meine Meinung brauchst, bin ich hier.“
Das ist ideal, wenn dein Team bereits erfahren ist, du ihnen aber dennoch Unterstützung bieten möchtest.
6. Informieren (Inquire)
Dein Team trifft die Entscheidung eigenständig und informiert dich im Anschluss darüber. Auf dieser Stufe hast du kaum noch Einfluss, sondern überlässt deinem Team die volle Verantwortung.
Beispiel: „Entscheide selbst, wie wir die Kundenanfragen priorisieren. Informiere mich einfach darüber, was du entschieden hast.“
Diese Ebene ist geeignet, wenn dein Team bereits sehr selbstständig arbeitet und du ihnen volles Vertrauen entgegenbringen möchtest.
7. Delegieren (Delegate)
Du übergibst die Verantwortung vollständig und greifst überhaupt nicht ein. Dein Team hat die volle Entscheidungsfreiheit, und du vertraust darauf, dass sie die Aufgabe bestmöglich erledigen.
Beispiel: „Dieses Projekt gehört jetzt dir. Du hast die volle Entscheidungsfreiheit – ich vertraue darauf, dass du es erfolgreich umsetzt.“
Diese Stufe ist ideal, wenn du erfahrene und kompetente Mitarbeiter:innen hast, die eigenständig arbeiten können.
Welcher Delegationstyp passt zu dir und deinem Team?
Das Modell der 7 Ebenen des Delegierens zeigt, dass es kein „One-Size-Fits-All“-Ansatz beim Delegieren gibt. Vielmehr solltest du die richtige Ebene je nach Situation, Teammitglied und Aufgabenstellung wählen.

Wie findest du heraus, welcher Typ du bist?
1. Selbstreflexion:
Überlege, wie du bisher Entscheidungen delegiert hast. Hattest du oft das Bedürfnis, alles zu kontrollieren? Oder vertraust du deinem Team, auch ohne ständig einzugreifen?
2. Mitarbeiterfeedback einholen:
Frage dein Team, wie sie deine Delegationsweise empfinden. Gibt es Bereiche, in denen sie sich mehr Freiheit wünschen oder wo sie sich mehr Unterstützung erhoffen?
3. Situationsanalyse:
Nicht jede Aufgabe passt zu jeder Delegationsebene. Eine dringende Entscheidung in einer Krisensituation erfordert möglicherweise Level 1 (Ankündigen), während langfristige, strategische Aufgaben besser auf Level 7 (Delegieren) angesiedelt sind.
Ein praktisches Beispiel zur Anwendung
Stelle dir vor, du bist Unternehmer:in eines Startups und möchtest ein neues Produkt auf den Markt bringen. Zu Beginn des Projekts könntest du dich auf Level 3 (Beraten) bewegen, um sicherzustellen, dass das Team die richtige Richtung einschlägt. Sobald das Team jedoch mehr Erfahrung gesammelt hat, kannst du auf Level 6 (Informieren) oder sogar Level 7 (Delegieren) übergehen, um ihnen mehr Eigenverantwortung zu übertragen.
Fazit
Erfolgreiche Delegation bedeutet nicht, Aufgaben einfach abzugeben, sondern die richtige Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen zu finden. Nutze das Modell der 7 Delegationsebenen, um herauszufinden, welcher Delegationstyp du bist und wie du deine Delegationsweise optimieren kannst. So förderst du nicht nur die Eigenverantwortung deiner Mitarbeiter:innen, sondern steigerst auch die Effizienz und Motivation in deinem Team.
Welchen Delegationstyp wirst du als nächstes ausprobieren?