„Die wollen ja gar nicht mehr richtig arbeiten!“
Tun wir den Millennials Unrecht?
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass mir ein Kunde erzählt, wie schwer es ist, qualifizierte Mitarbeiter:innen zu finden – vor allem aus der jungen Generation. Sätze wie „Die wollen nur noch Work-Life-Balance und Freiheit“ oder „Verantwortung übernehmen? Fehlanzeige!“ höre ich oft, meist mit einem resignierten Kopfschütteln.
Gemeint sind meist die sogenannten „Millennials“, also Menschen, die etwa zwischen 1980 und Mitte der 90er Jahre geboren wurden. Eine Generation, zu der ich mich selbst zähle – und die ich ganz anders wahrnehme.
Woher also kommt dieser Zwiespalt?
Ein Generationenbild mit Schlagseite
Es ist nicht neu, dass ältere Generationen die jüngeren kritisch betrachten – das war schon immer so. Heute bekommen Millennials oft den Stempel „faul“, „verwöhnt“ oder „unambitioniert“ aufgedrückt. Das Bild ist geprägt von Vorurteilen und pauschalen Medienberichten.
Dabei zeigt ein genauer Blick etwas anderes: Viele aus meiner Generation sind extrem engagiert. Sie arbeiten hart – aber eben anders. Sie hinterfragen traditionelle Strukturen, wollen mitgestalten statt blind auszuführen, und suchen Sinn in ihrer Arbeit. Ist das wirklich so falsch?
Arbeit ist nicht alles – und das ist gesund
Die Millennials sind mit wirtschaftlicher Unsicherheit, Digitalisierung und einem wachsenden Bewusstsein für mentale Gesundheit aufgewachsen. Für viele von uns ist klar: Lebenszeit ist kostbar. Wir wollen arbeiten, ja – aber nicht um jeden Preis. Wer heute keine Balance zwischen Arbeit und Leben schafft, riskiert Burnout statt Karriere.
Diese Haltung wird oft als mangelnde Leistungsbereitschaft missverstanden. In Wahrheit geht es aber um eine andere Art der Prioritätensetzung – eine, die langfristig sogar gesünder und nachhaltiger ist.

Was Führungskräfte daraus lernen können
Statt sich über die „schwierige Generation“ zu ärgern, lohnt sich ein Perspektivwechsel: Was treibt junge Talente an? Was brauchen sie, um ihr Potenzial zu entfalten?
Hier ein paar Impulse:
- Beteiligung statt Anweisung: Millennials wünschen sich Augenhöhe. Wer mitentscheiden darf, übernimmt Verantwortung gern.
- Flexibilität und Vertrauen: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder Jobsharing sind keine Luxuswünsche, sondern Ausdruck eines veränderten Lebensmodells.
- Werteorientierung: Unternehmen, die eine klare Haltung zeigen – zu Nachhaltigkeit, Diversität oder sozialem Engagement – sind attraktiver für junge Talente.
- Wachstum ermöglichen: Persönliche Weiterentwicklung ist für viele wichtiger als der Firmenwagen. Investieren Sie in Weiterbildung und Coaching.
Fazit: Gemeinsam stärker
Millennials sind nicht unbrauchbar – sie sind anders geprägt, denken anders und haben andere Bedürfnisse. Wenn wir das erkennen und uns als Führungskräfte darauf einstellen, gewinnen wir motivierte, loyale und kreative Mitarbeitende.
Und wer weiß – vielleicht bringen sie frischen Wind in verkrustete Strukturen und helfen uns, die Arbeitswelt ein Stück besser zu machen. Ich finde: Das ist eine Chance, keine Bedrohung.
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Fotocredit: Canva